Platt dörch de 80er - Beätes 'n' Wöisch

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Hier  bekommt ihr schon mal einen schnellen Überblick über die insgesamt neun  Songs auf unserem neuesten Album "Platt dörch de 80er".


Ihr erfahrt, worum es sich jeht.
Zu  jedem Song gibt es eine Geschichte, oft sind es wahre Begebenheiten und  Erlebnisse. Viele davon haben Bezug zu unserem Heimatdorf  "Aachen-Haaren", schließlich sind wir nicht nur Öcher Jonge, sondern  auch noch Hooreter.
Einige Ältere werden beim Lesen und Hören  denken, ja, genau so war das früher. Die Jüngeren werden vielleicht  denken, ach so war das früher. Und einige werden gar nicht denken, wobei  hoffentlich alle die Musik gut finden werden.
Das Abspielen, Mittanzen und Mitgrölen auf Partys ist ausdrücklich gestattet.
           
Bitte stört euch  nicht daran, dass wir bei den Texten nicht immer das  Öcher-Platt-Wörterbuch zur Hand genommen haben. Wir sprechen, wie uns  der Schnabel gewachsen ist und Beätes hat seine Texte auch so  geschrieben, wie ihm der Schnabel gewachsen ist.
Ja,  so war das früher in den 80ern. Man traf sich beim Arzt und es wurde  getratscht. Wenn wir als junge Burschen mal wieder zu Oma und Opa zum  Kaffeekränzchen mitmussten, ging der Verzäll los. Oma, Opa, Tanten,  Onkels, Großtanten und Großonkels und ein paar Nachbarn trafen sich, et  jab ene joue Koch van et Bleäch met Prumme (Prumme sind Pflaumen, es gab  also einen leckeren Pflaumenkuchen vom Blech). Und es gab quasi keinen,  der nix hatte, es war offensichtlich „in“, sich über seine Wehwehchen  auszutauschen. In Oche, wie unser wunderschönes Aachen bei Einheimischen  heißt, sind Schmerzen Ping und die waren fein (fing), weil man ein  Gesprächsthema hatte, daher Fing Ping.
Was  für ein Jahr, herrjott sakrament, was war das mal wieder für ein Jahr.  Der Anteil an schönne Kluete, kollije Köpp en Breijmulle ist im letzten  Jahr exponentiell gewachsen und im vorletzten auch. (Kluete, kollije  Köpp en Breijmulle sind herrliche Aachener Schimpfwörter, bei uns ist  „ene Schönne“ schon ziemlich abwertend gemeint. Wenn er dann auch noch  „ene Kluet is“ (heute würde man vermutlich Vollpfosten sagen), dann  bringt es das gut auf den Punkt – ein schöner Vollpfosten. Der „kollije“  Kopf hat sie nicht mehr alle beieinander und en Breijmull ist ein  Großmaul). Aber ejal, watt et auch für ein Jahr war, wir sind auf der  Suche nach unserem Glück, wir gucken nach vorne, wir machen weiter und  datt wunderschönne WO-O WO-O-OOH kann man herrlich mitgrölen!
Ängste  begleiten uns Menschen und manchmal gewinnen sie überhand. Dann braucht  es Mut, um die Ängste wieder zu vertreiben. Genau darum geht es in  diesem wunderschönen Stück von unserem lieben Gitarrero Hauke Pauke Udo,  das Stück heißt Angst, aber wir vertreiben die Angst, wir sind nicht  bang. Tapferkeit ist eine Tugend.
Schiess  op dat Weär – Scheiß auf das Wetter, das ist grundlegend ein gutes  Motto. Halt dich nicht an den Umständen auf, die du nicht ändern kannst,  sondern konzentriere dich auf das, was du verändern kannst. Aber im  Song geht’s um etwas anderes.
Ja, Asti Spumante war mal in und wir  tanzten wirklich durch die Buden, und zwar jeden Abend in einer anderen  und immer auf Beutezug, leider allzu oft ohne Beute zu machen. Wir  ackerten uns ab und quatschten us de Mull fusselisch (uns den Mund  fusselig). Verzälle kunte wör at emmer (erzählen konnten wir schon  immer), aber manchmal trafen wir mit unserem Verzäll auf Granit, weil  Madam meinte, uns was vom Wetter erzählen zu müssen. Vom Wetter wollten  wir aber so gar nix hören, Wetter ist Wetter und et is wie et is, Wetter  halt. In Oche wird eine Hexe auch „au Schatull“ genannt, aber das hätte  zur Musik nicht gepasst, deshalb wor datt de Weärhex (wobei ich mir  rückwirkend vollkommen sicher bin, datt d’r Beätes doch noch zum Pütsche  jekommen is).
Manchmal jeht et Let  us än et weäd düster, nit mä vör ze schloffe, et Let jeht och sue schon  ens us (Manchmal geht das Licht aus und es wird düster, nicht nur, um  zu schlafen, das Licht geht auch so schon mal aus). Im Stück geht es um  die dunklen Tage im Leben. Ein Licht ist immer am Horizont. Da muss man  nur hinsehen, manchmal muss man es suchen, es wieder finden, manchmal  sieht man auch länger nichts, Dunkelheit umgibt einen, aber man darf  nicht aufhören, das Licht zu suchen. Et Let is irjendsewo – datt is  sicher! (Das Licht ist irgendwo – das ist sicher!) Allerdings muss man  das Licht selbst anmachen, aus eigenen Stücken aus dem Quark kommen,  eigeninitiativ die Veränderung herbeiführen. Wir müssen das Licht schon  selbst anknipsen.
Es geht aber nicht nur um die persönlichen Täler,  sondern auch um die gesellschaftlichen Herausforderungen: „Ohne Courage  jöhnt mer bau am Arsch“ (ohne Courage geht bald alles den Bach runter).  Wir brauchen in unserer Gesellschaft mehr Courage und Eigeninitiative,  sonst jeht et Let us (sonst geht das Licht aus).
„Owieh,  ujööh, och härm“ sind nicht ernstgemeinte Ausdrücke des Bedauerns. Wenn  wir als Kinder mal wieder die Knie aufhatten und weinten, dann hörten  wir genau diese Worte. Eigentlich wurde uns damit immer auch gesagt,  stell dich nicht so an, datt Jammern bringt nix, ene echte Jong kriescht  doch net (ein echter Junge weint doch nicht).
Wir leben und wir lieben das Leben –  genau darum geht es in diesem Stück. Es gibt so viele schöne Dinge, die  das Leben bereichern, dazu zählen auch unsere Musik und unsere nunmehr  schon fast 50-jährige Freundschaft. Solange wir noch können, machen wir  weiter, weil wir das Leben ganz einfach lieben.
Dieses  wunderbare Stück von Beätes nimmt mich bei jedem Hören immer wieder aufs Neue mit. Entstanden ist es vor über 40 Jahren in einer Nacht mit viel Rotwein. Im letzten Jahr hat Beätes es mit neuem Text wieder zu neuem Leben erweckt. In einer für ihn schweren Zeit haben Akkorde, Worte und Arrangement sich irgendwie zusammengefunden, eindrucksvoll und ergreifend bringen sie Erlebtes zum Ausdruck. Und am Ende eines längeren  Prozesses gibt es für Beätes rückblickend keinen Groll, sondern  vielmehr die Akzeptanz, et is wie et is, än et wor en joue Zitt (es ist  wie es ist und es war eine gute Zeit)!
Wir sind in Freiheit groß geworden,  wir sind draußen aufgewachsen und wir konnten uns mit dem Wegfall von  Grenzen immer freier bewegen. Individuelle Freiheit ist die Basis für  eigenverantwortliches Handeln. Die Freiheit des Individuums muss bis in  die hinterletzte Ecke verteidigt werden. Beschränkungen und  Einschränkungen der individuellen Freiheit, die angeblich dem  Allgemeinwohl oder oftmals auch nur irgendwelchen Moralvorstellungen  dienen, sind unzulässig. Wir stellen Regeln und Beschränkungen in Frage  und wir brechen Regeln, wenn wir sie als falsch erachten – wir kämpfen  für die Freiheit!
Daher geht  es zum Schluss des Albums nach vorne, mit großer Zuversicht und  Optimismus. Für unsere Zukunft und die Verteidigung unserer Freiheit  müssen wir unsere Mull (Mund) aufmachen, wir dürfen uns nicht wegducken,  wir müssen Stellung beziehen – Courage zeigen, darum geht es. Oder um  es mit den Worten von Bansky zu sagen: „The greatest crimes in the world  are not committed by people breaking the rules but by people following  the rules. It’s people who follows orders that drop bombs and massacre  villages”.
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